[Blog] Verletz mich.

Alle melden Rodgau. Keiner läuft mit. Zumindest konnte man eben genau diesen Eindruck gewinnen, wenn man sich im Vorfeld des Rodgau50 in den Sozialen Netzwerken verlor. Gut. Keiner ist wahrlich übertrieben, denn da gab es durchaus noch die Ludwigs dieser Welt, die sich tapfer auf die retardierenden 10 mal 5km begaben. Dennoch ließ sich in den Wochen vor dem Wettkampf in Rodgau ein gewisser Trend erkennen. Während Ende 2018 noch – begleitet von euphorischen Beigeisterungsstürmen – die Anmeldeformulare in Scharen durchs Netz geschickt wurden, entstand zu Jahrsbeginn der Trend zur Neuverletzung – und somit zum Canceln des Projekts Rodgau50. So auch bei mir.

Es hätte so schön sein können. Mit Blick auf die 100km im Mai schien mir ein Ausflug auf die 50km von Rodgau zum Auftakt der direkten Vorbereitung als eine fantastische Idee. Und in Anbetracht der vielen lieben Menschen auf dieser großen Starterliste, hatte ich auch mächtig Bock, solide 50km in den Wald zu stampfen. Doch daraus wurde nichts. Pünktlich zum neuen Jahr schaffte ich es mir – wie auch immer – eine Sehnenentzündung zuzuziehen, die wirklich jeden meinen Orthopäden dumm aussehen lässt. Kein Auftreten ohne Schmerzen, zwei Wochen Laufpause und viel Zurreden meiner liebenswerten Filterbubble und dann: Schade Marmelade. Kein Rodgau, keine Kekse. Und so gerne ich Rodgau gelaufen wäre, so befreiend war auch der Moment, in dem ich mir eingestand, dass ich bei diesem Wettkampf nicht an der Startlinie stehen werde. Was eigentlich eine (für mich) wirklich betrübliche Nachricht ist, veränderte aber auch ein Stück weit meine Perspektive. Aus ich muss alles tun um in Rodgau am Start zu stehen wurde ich muss alles tun um wieder gesund zu werden. Klingt sehr banal. Ist es sicherlich auch für jemanden, der eine gesunde Selbsteinschätzung und eine gehörige Portion Vernunft besitzt. Für jemanden wie mich, der nach sieben Tage Laufpause bereits anfängt Striche in die Gefängniswände Wohnzimmertapete zu ritzen, ist es jedoch nicht ganz so banal.

Blackroll & Sushi

Und dennoch habe ich es irgendwie geschafft – zumindest gefühlt – gestärkt aus dieser kurzen Verletzungspause hervorzugehen. Zugegeben. Über eine Laufpause von zwei Wochen können viele wahrhaftig Verletzungsgeplagte da draußen nur müde schmunzeln (Läuferknie lässt grüßen) und offen gestanden bin ich vermutlich die letzte Person, von der ich Tipps im Umgang mit Pausen erwarten würde. So bringen mich doch manchmal kleinste Abweichungen vom Trainingsplan furchtbar außer Fassung (der innere Monk ist stark in mir). Aber irgendwie habe auch ich die Zeit rum gekriegt – und das lag sicherlich nicht ausschließlich an dem selbstauferlegten Strava Verbot.

Das Wichtigste für mich war – neben den liebenswerten Menschen, die mich in so Situationen unterstützen und schlichtweg ertragen – aktiv etwas tun zu können. So hat mein Trainer Adrian mir umgehend einen Fahrrad Rollentrainer zur Verfügung gestellt um zumindest die eine oder andere Kalorie im Schmelztiegel meines Korpus zu verbrennen. Neben der Fahrradrolle wurden meine Hanteln und die Blackroll zu meinen besten Freunden. Zwar ist mein Korpus jetzt vielleicht nicht so stählern wie erwartet und auch meine Faszien sind erstaunlicherweise immer noch nicht butterweich, doch für den kleinen gestörten Sportler in meinem Kopf war es wichtig, überhaupt etwas tun zu können. Nicht nur gegen die Langeweile. Sondern in Form von vielerlei Dehn- und Blackrollübungen auch gezielt gegen die Verletzung. Ob das ausschlaggebend für plötzliche und schnelle Regeneration war, nachdem ich anfangs wirklich gar keine Linderung verspürte, weiß ich nicht. Doch allein der Punkt, dass ich mir selbst vormachen kann, ich kann aktiv etwas gegen mein „Leiden“ tun – an mir arbeiten – ist unglaublich wichtig. Es verdammt mich eben nicht in eine Opferrolle, in der ich wehleidig da sitze und darauf warte, dass es mein Schicksal wieder gut mit mir meint. Es ist ein Weg, mit dem ich die Wehleidigkeit zumindest auf ein Minimum reduzieren kann.

In diesem Sinne. Schafft was!
Daniel

2 Antworten auf „[Blog] Verletz mich.“

  1. Das mit den Gefängniswänden kann ich absolut nachvollziehen. Ich bin zwar nur knapp eine Woche wegen meiner Erkältung ausgefallen, aber zusätzlich nicht zu Arbeiten und den Körper komplett schonen zu müssen, war für jemanden wie mich, der immer irgendetwas auf der ToDo Liste hat, teilweise echte Folter.
    Das verstehen die Menschen die meinen „so eine Krankheitsauszeit ist doch auch mal schön!“ nicht, denn das war der Kommentar den ich zumeist dazu gehört habe 😀
    Besonders wenn man ein Ziel vor Augen hat, ist so eine Zwangspause wirklich eine Geduldsprobe im Vernünftig sein…
    In diesem Sinne: welcome back on track Daniel 😉

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